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von Chris » So 19. Okt 2014, 00:12
Die Serie hab ich vor kurzem beendet, waren mindestens 3,5 Monate, die ich dafür gebraucht habe. Ist sogar für meine Verhältnisse viel.
Kyoryuger ist im besten Fall nett. Nicht weniger.....aber auch nicht mehr. In der zweiten Hälfte war es eine einzige Quälerei, wäre ich nicht so weit gewesen, hätte ich die Serie aufgegeben. Viele Folgen habe ich nur noch nebenbei geguckt, als bei einer der Ton durchweg stark verzögert war, war mir das auch ziemlich latte.
Was mich an der Serie massiv gestört hat: Es passiert einfach nichts, es gibt keinerlei Entwicklung. Das geht schon bei der Handlung los: Freilich die üblichen Verdächtigen, neue Ranger, neue Mechas, yadda yadda, mehr aber auch nicht. Die Serie erinnerte mich extremst an Smile Precure, die Staffel, die im Jahr vor den Kyoryugern lief: Finstere Macht will den Oberboss erwecken und nutzt dazu Emotionen der Menschen, zur Staffelhälfte erwacht der König, allerdings als Bestie ohne Sinn und Verstand, wird durch ein Power-Up erlegt.....woraufhin man einfach nochmal von neuem anfängt, Energie zu sammeln, bevor er dann im Finale als "richtiger" Gegner erneut zum Leben erwacht.
Dazwischen gab es nichts von Bedeutung, keine dauerhaften Änderungen, der Status Quo wurde durchweg aufrechterhalten. Interessante Gegner wie Endolf oder Mad Torin wurden nach nur ein paar Folgen bzw. sofort wieder aus der Serie gekickt, im Finale dagegen wird von Jetzt auf Gleich die komplette Führungsriege ausgetauscht.
Wirklich katastrophal fand ich den Punkt allerdings hinsichtlich der Charaktere. Schon an sich war da keiner dabei, der mir wirklich gut gefiel. Nossan und Utchy waren in Ordnung, Daigo ein Desaster, der Rest war mir egal.
Hier das gleiche Problem wie mit der Handlung: absolut niemand entwickelt sich weiter, jeder bekommt ein, zwei Charaktereigenschaften, an denen bis zum Finale festgehalten wird, ohne die geringste Abweichung. Man erfährt kaum etwas über die Charaktere, man weiß nichts über sie. Ian zum Beispiel. Der ist Archäologe, ist angepisst, weil die Deboth seinen Kollegen ermordet haben und bandelt mit jeder an, die nicht bei drei auf den Bäumen ist, weil er keine Frau traurig sehen kann. Mehr kam da nicht. Oder Souji. Betreibt Schwertkampf, hat Probleme mit seinem Vater und ein Mädel ist in ihn verliebt, was er aber nicht mitbekommt. Oder grade aus Utchy hätte man mehr machen können. Kommt aus der Vergangenheit, verhält sich entsprechend, ist Daigo hörig und kann Dogold nicht leiden. Aber was macht er die ganze Zeit? Wo pennt der, wie kommt der an Essen? Freilich kann ich's mir denken und man muss es nicht explizit zeigen, aber er findet sich mal eben ein paar hundert Jahre in der Zukunft wieder, akzepiert das einfach und hat sich, schwupp-di-wupp, sofort eingelebt.
An den Charakteren fehlten mir einfach die kleinen Details, die Ecken und Kanten, die sie einzigartig machen und die individuellen Geschichten abseits der Rolle, durch die sie interessant wurden. Ob Ian Familie hat oder nicht ist für seine Position in der Geschichte natürlich egal, aber grade solche Dinge machen die Charaktere einfach symphatisch und "menschlich". In der Form sind sie einfach nur Stereotypen und hätte man auf halbem Wege einen oder mehrere ausgetauscht, mir wäre es egal gewesen.
Aber auch im Team selbst gibt es keine Entwicklung. Zum Vergleich: Die Magiranger fangen als Geschwister an, wachsen im Verlauf der Serie aber zu "wahren" Geschwistern zusammen und erkennen den Wert der Familie. Hikaru ist zu Beginn der Lehrmeister, verliebt sich in Urara und wird am Ende Teil der Familie. Dazu noch so kleine Geschichten wie der plötzliche Status als Vollwaisen und die daraus resultierenden Probleme (gab's nicht eine Folge, in der sie plötzlich ohne Geld dastanden, weil sich bislang Mutter Myuki um sowas gekümmert hatte?). Der Winx Club in Go-onger ist anfangs EXTREMST arrogant und überheblich, aber langsam, sehr langsam, erkennen sie, dass der Rest ebenfalls fähig ist und sieht diesen schließlich als gleichgestellt. Mio verliebt sich ausserdem in Sosuke. Und in Shinkenger besteht zuerst das strikte Hierachieverhältniss zwischen Takeru und den anderen, bis man auch hier zu einem echten Team zusammenwächst und sich aus der berufsbedingten eine wahrhaftige Loyalität untereinander entwickelt.
Sowas gab es bei den Kyoryugern nicht. Nicht mal ansatzweise. In der Serie kann man fast problemlos von Folge 3 zu Folge 43 springen, weil einfach kaum was passiert.
Zu Daigo sag ich nicht mehr viel, über den hab ich mich lange genug aufgeregt. Bei ihm kam in der zweiten Hälfte auch der Wendepunkt, in der Folge mit dem Carnival. Nachdem er die ganze Nacht als Werdino durch die Wälder gestreift ist und endlich wieder zur Besinnung kommt, erklärt er theatralisch, dass er viel zu geschwächt sei, um die Verwandlung aufrechtzuerhalten und zerlegt daraufhin kurzerhand in Zivil die Gegnerhorde. Nachdem er sich noch das Hemd von der Brust gerissen hat. Da war's dann echt vorbei, ab der Szene konnte ich ihn nicht mehr ernst nehmen, mich aber auch nicht mehr über ihn aufregen. Ich glaube, danach war das letzte Mal, dass er mich direkt genervt hat, die Weihnachtsfolge, in der er im Alleingang den Debothklon innerhalb von einer Minute erlegt, während die anderen Crewmitglieder, größtenteils im Team, ganze zwei Folgen dafür brauchen. Ja, war Mittel zum Zweck, um den Rest beschäftigt zu halten, weil man Daigo und Utchy allein brauchte, aber die restlichen Kyoryuger wirkten dadurch ziemlich unfähig bzw. Daigo wie der menschgewordene Sentaigott.
Eine schlechte Handlung ist dabei noch eine Sache und teilweise zu verkraften, wenn's die Charaktere raushauen (siehe Den-O, wobei mich die Serie aber auch nicht umgehauen hat). Aber wenn's auch am Team happert und man einfach keine Sympathien entwickelt, steht die ganze Show leider von Anfang an auf verlorenem Posten. An sich ist's wirklich schade drum, und ganz schlecht war die Serie auch nicht.
Was mir sehr gut gefallen hat waren die Deboth. War wirklich schön, ausnahmsweise mal Gegner zu haben, die sich nicht gegenseitig hassen und sich selbst die ganze Zeit über verraten und hintergehen. Hier gab es sogar richtigen Zusammenhalt und man hat sich gegenseitig unterstützt. Auch Chaos war immer entspannt und hat seinen Leuten praktisch nie gedroht, weil sie ständig und permanent verlieren.
Und ausgerechnet das Finale war einfach nur großartig. Ich wollte die Serie wirklich hinter mich bringen und abschliessen, das Ende hat mich dann aber komplett umgehauen und bewirkt, dass ich es doch noch etwas schade fand. Da hat einfach alles gestimmt und ich habe mich teilweise eher wie in einem Kinofilm gefühlt. Die einzelnen Szenen der Kyoryuger (grade Utchy) und der Sturm aufs Hauptquartier der Gegner, und das ganze auch noch unverwandelt. Toll. Zwar hat sich Deboth selbst relativ leicht erlegen lassen, die Szene mit dem Titellied im Hintergrund war aber genial. Candelillas Rolle war auch dufte. Fand ich ziemlich gut umgesetzt, dass Chaos sie nicht aus dem Weg schaffen wollte, weil er sie nicht mehr brauchte, sondern weil er ihre Stärke fürchtete und vermeiden wollte, dass sie Torins Nachfolge antritt (hätte übrigens nicht gedacht, dass dieser tot bleibt). Von daher war auch Chaos' Ende sehr gut umgesetzt. Ja, das Finale war der Hit, mit Abstand das beste Staffelende, das ich bisher gesehen habe.
Die Uniformen waren auch toll, mit die besten der letzten Jahre, und die Idee mit den selbstgedrehten Tänzen im Ending war witzig. Grade, wenn nach lauter Kindern plötzlich die Hochzeitsgesellschaft auftaucht.
Im Ganzen muss ich trotzdem leider sagen, dass mich die Serie ziemlich enttäuscht hat. Ob ich noch irgendwas hinsichtlich Kinofilme oder OVA nachholen werde sei mal dahingestellt, dazu fand ich die Charaktere einfach zu schlecht umgesetzt. Bleibt zu hoffen, dass das Jahr einfach nur ein Schuss in den Ofen war und es mit der aktuellen Staffel besser läuft.
El perro duerme en el horno ¬_¬