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von Ranger L » Fr 5. Mär 2021, 05:14
Ich hab Kiramager nun auch abgeschlossen und ich denke es ist keine Überraschung wenn ich sage, dass das für mich mit Abstand die beste Sentai Staffel seit Jahren war. Eigentlich zum ersten Mal seit ich Sentai live schaue hatte ich kaum was auszusetzen und hatte von Anfang bis Ende sehr viel Spaß mit der Serie. Gerade was Storytelling und Timing betrifft hatte ich eigentlich mit allen der letzten paar Staffeln so meine Probleme, aber hier hat einfach nahezu alles gepasst.
Ich denke mit eine der größten Stärken der Serie sind wahrscheinlich die Charaktere. Die Kiramagers sind zweifellos eines der besten Sentai Teams des gesamten Franchises, irgendwo im Bereich der ToQgers und Ninningers, es gab wirklich keinen einzigen, den ich gar nicht mochte oder der sich irgendwie unsympathisch verhalten hat. Auch so Charaktere wie Shiguru oder Tametomo, die eher nicht so meinem klassischen Charakter Typ entsprechen, konnten mich von sich überzeugen, vor allem bei Tametomo hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich den Charakter am Ende so gern haben werde. Seine Pläne waren eigentlich immer absolut brillant und haben mit dazu beigetragen, dass die Serie so eine starke Problemlösung hat. Auch Takamichi ist als sechster Ranger eine ganz klare Steigerung gegenüber den letzten Staffeln, vor allem Canalo. Er war ein guter und unterhaltsamer Charakter, er hatte eine vernünftige Einführung und vor allem, ist er danach auch noch dauerhaft relevant geblieben, durch seine Suche nach den Kamaema Stones, welche einen gewissen Teil der Handlung der Staffel getragen haben. Und als absolutes Highlight hatte die Staffel mit Jyuuru natürlich auch einen meiner neuen Lieblings Sentai Reds und vielleicht Toku Charakteren überhaupt. Der Typ ist einfach die Verkörperung von allem was ich mag, er ist fröhlich und überdreht, aber nicht aufdringlich oder nervig. Er ist lustig, gleichzeitig aber auch recht schüchtern und unsicher, was ihn in gewisser Weise relatable macht, wenn es drauf ankommt, ist er aber dennoch kompetent und trifft die richtigen Entscheidungen. Einfach ein genialer Charakter.
Auch der Nebencast war hier ziemlich gut, vor allem Mabushiina hat mir sehr gut gefallen. Ich find’s gut, dass sie letztlich nicht so hilflos war, wie man am Anfang vielleicht hätte vermuten können und durch ihren Background hat sie gemeinsam mit Takamichi ja auch einiges zur Story beigetragen. Und cool, dass sie am Ende tatsächlich die Königin von Crystallia geworden ist, anstatt einfach 1:1 zur Ausgangssituation zurück zu kehren. Hat irgendwie sehr gut zu ihrer Entwicklung gepasst. Auch bei Hakataminami fand ich es ziemlich clever, die Brücke zurück zu Takamichi zu spannen, was auch erklärt, warum er Oladin kennt und wieso er seiner Tochter und den Rangers hilft. Solche kleinen Verbindungen helfen für mich immer dabei, eine Serie zu einem runden Gesamtwerk zu machen. Bei Oladin und Mabuyine hätte ich wie schon mal gesagt darauf verzichten können, dass sie beide wieder/noch leben, wobei ich zumindest bei Oladin die Umsetzung eigentlich recht gut fand und auch wie man ihn im restlichen Verlauf der Serie weiter eingebaut hat, war nicht schlecht. Nur eben diese Folge mit Mabuyine in den 20ern war halt schon echt random, vor allem da das danach auch praktisch nicht mehr relevant war. Da hätte es meiner Meinung nach ausgereicht, wenn man sie am Ende gemeinsam mit dem Rest von Crystallia wiedererweckt. Witzig fand ich aber, dass beide am Ende tatsächlich ein Kiramei Stone bzw. eine Krone geblieben sind.
Was der Serie auf jeden Fall auch sehr geholfen hat ist, dass man hier seit Jahren endlich mal wieder halbwegs vernünftige Schurken hatte, die im Kampf aktiv waren, statt nur in ihrer Basis zu sitzen, nicht nach 5 Folgen wieder aus der Handlung genommen wurden und sowas wie ein logisches Konzept hatten, anstatt einfach nur random irgendwas zu machen. Besonders Garza und Yodonna stechen dabei heraus, sie haben wirklich viel gemacht und waren beide auch inhaltlich interessant, wodurch sie auch was zur Story der Serie beigetragen haben. Gerade bei Yodonna hätte ich nicht unbedingt erwartet, dass sie noch so interessant wird, aber der Twist mit ihr und Yodom war echt gut und hat auch geholfen, dass dessen Erscheinen nicht so aus dem nichts gekommen ist. Man hat ihn auch ohne hin schon vorher gelegentlich mal angeteasert und dann kamen eben in den 30ern noch die Anspielungen auf Yodonna hinzu, wodurch sein erster Auftritt in Folge 37 richtig effektiv war. Man hat durch die späteren Folgen auch gemerkt, wie brutal und kaltherzig er ist, gerade bei der Szene, in der er Yodonna geopfert hat, von daher würde ich sagen, dass auch er wohl der beste Oberbösewicht ist, den wir seit Jahren hatten. Im Finale hat man sogar noch etwas Background zu ihm bekommen, womit ich ehrlich gesagt nicht mehr unbedingt gerechnet hab. Hätte ruhig noch ein wenig mehr sein dürfen, aber es war schon ok. Auf jeden Fall besser als Minus Energie. Kurantula war den Großteil der Staffel jetzt nicht unbedingt der mega Komplexe Charakter, aber er hat seinen Zweck erfüllt und durch die Folge mit Jyuuru da am Ende fand ich dann auch seine Entwicklung noch ziemlich gut. Ihn zu bekehren, hat meiner Meinung nach deutlich besser funktioniert, als Garza, was mich dann auch schon zum einzigen negativen Aspekt an den Schurken und meinem wohl einzigen großen Kritikpunkt an der Staffel bringt.
Die Redemption von Garza fand ich einfach nur schrecklich, um ehrlich zu sein noch weit schlimmer als ich befürchtet hatte. Ich meine, ich war von Anfang an dagegen ihn zu bekehren, aber das war ich zum Beispiel bei Parado auch und Ex-Aid hat es sehr gut hinbekommen, mich davon zu überzeugen, dass es doch eine gute Entscheidung war, aber das hier? Was zum Teufel war das? Jyuuru und Garza landen random in Garzas Erinnerungen, ihm fällt auf, dass er eigentlich gut sein müsste und alles ist plötzlich nur noch ein billiger Mind Control Plot von Yodom. WTF? Guter weg um eine komplette Charakter Arc in 3 Minuten aus dem Fenster zu werfen. Das mehr oder weniger gleiche Problem hatte ich ja auch schon mit AbareKiller, wo man am Ende diesen Twist einbauen musste, dass er vielleicht doch nur von der Menschenwelt Version von Dezumozoria manipuliert wurde. Sowas macht die Redemtion für mich ehrlich gesagt nur noch schlimmer, weil es halt irgendwie die komplette Illusion des Charakters zerstört und in Frage gestellt, wie viel seine Entwicklung letztlich wert war. Und wie auch bei Scorpio hat man den Charakter danach ja eh sterben lassen, was an sich auch durchaus ok gewesen wäre, da auch Yodom ein guter Endgegner ist, weshalb ich erstrecht nicht verstehe, wieso man dann noch unbedingt auf Krampf so einen Müll da einbauen musste? Warum können böse Leute nicht einfach böse sein? Selbst wenn sie früher mal gut waren, nicht jeder ist ein bemitleidenswertes Opfer, das nur manipuliert wurde. Und genau wegen sowas wird Arakawa wohl auch nie einer meiner Lieblings Writer sein, auch wenn er immer wieder gutes Zeug raushaut, aber das ist genau die Art von random Twist mit der man bei ihm eigentlich immer rechnen sollte und das zieht ihn für mich nach unten.
Eine weitere große Stärke der Serie ist dann wiederum das Storytelling, wobei das interessante tatsächlich ist, dass die Serie von der Menge her gar nicht mal unbedingt großartig mehr Story hatte, als beispielsweise Ryusoulger, vielleicht sogar weniger, aber was hier halt einfach viel besser war, das war die Verteilung und das Timing. Abgesehen von so Basics wie, dass die Staffel in sehr regelmäßigen Abständen Höhepunkte hatte, ohne größere Lücken zu hinterlassen und die Plot-Folgen praktisch alle liefern konnten, hat man schlicht und ergreifend für nahezu jede Aktion den passenden Zeitpunkt gewählt. Von der Einführung der Mecha, über das Einbauen von neuen Charakteren wie Takamichi und Yodonna, bis zum Teasern von irgendwelchen Twists. Man wusste immer wann man eine Storyline langsam zu Ende führen sollte, wann man es mal etwas ruhiger angehen lassen kann und wann es langsam wieder Zeit ist, etwas Neues zu starten.
Von der Umsetzung her war auch das allermeiste davon ziemlich gut. Es gab auf die gesamte Staffel vielleicht so 3-4 Folgen, die ich wirklich als schlecht bezeichnen würde, das ist schon ein sehr guter Wert und vor allem sind hier natürlich auch die positiven Dinge stark heraus gestochen. Man hatte seit langem mal wieder eine vernünftige Story zur Einführung und weiteren Verwendung des 6ten Rangers, es gab wirklich sehr viel World Building zu Crystallia, deutlich mehr als ich erwartet hab, was die Welt vom Kiramager sehr verständlich und nachvollziehbar gemacht hat, man hat nach einiger Zeit mal wieder ein Team Power-Up eingebaut, was ebenfalls mit einer vernünftigen Story verbunden war und man hat darauf verzichtet, dessen Zeitlimit mit der Zeit doch noch irgendwie zu umgehen oder „überwinden“, was ich sehr lobenswert finde. Außerdem bin ich immer noch nicht drüber weg, dass man es tatsächlich geschafft hat, einen Zeitreise Plot einzubauen, der nicht komplett schwachsinnig war.
Was ich auch nach wie vor sehr loben muss, das ist der Umgang mit dem Kiramental Konzept, ich hab immer damit gerechnet, dass man irgendwann mal anfangen wird, Kiramental zu einer Deus-Ex-Machina Wundermaschine zu machen, die alle Probleme lösen kann, aber das ist Gott sei Dank nie passiert. Gerade bei einer Arakawa Serie, ist es absolut nicht selbstverständlich, dass sowas logisch und nachvollziehbar umgesetzt wird. Gleiches gilt auch für Jyuuru’s Kräfte, die nach wie vor nicht so funktionieren, wie ich das Gefühl hab, dass viele im Fandom denken, dass sie funktionieren, aber die Serie selbst ist sich da sehr treu geblieben. Zu keinem Zeitpunkt hat Jyuuru jemals irgendetwas komplett aus dem Nichts erschaffen, er hat sich lediglich Dinge ausgedacht und sie so zu sagen „designed“ worin sich die Kiramei Stones, Kanaema Stones oder Wahlweise diese Crystallian Tränen dann verwandelt haben. Er ist ein Künstler, kein Magier und darüber bin ich auch ziemlich froh. Die „Erklärung“ am Ende für seine Verbindung zu Oladin war ein ganz netter Gag, es wäre zwar schon cool gewesen, wenn da mehr dahinter gesteckt hätte, aber dass es nur Zufall ist, find ich für eine Serie wie Kiramager durchaus plausibel. Immerhin hat man es noch thematisiert und nicht so getan als wäre nichts.
Ja, in der Summe ist Kiramager auf jeden Fall eine sehr gute Serie, gerade nach den letzten Jahren hat sie sich wirklich wie ein absolutes Highlight angefühlt. Außerdem ist sie für mich auch ganz klar die beste Sentai Staffel von Arakawa, was jetzt nicht so schwierig war, da ich zwei seiner Serien nicht wirklich leiden kann, aber hier hat er (mit Ausnahme von der Garza Sache) wirklich gute Arbeit abgeliefert. Witziger Weise hat er hier allerdings von all seinen Serien die wenigsten Folgen geschrieben, insgesamt nur 20 Stück, das ist mit 44,44% umgerechnet der drittniedrigste Wert für einen alleinigen Main Writer irgendeiner Sentai Staffel, nach Magiranger und Megaranger (ja, ich hab das für alle ausgerechnet, tut nicht so, als würde das irgendwen überraschen). Vielleicht hat das ja auch geholfen. Btw. will ich in dem Atemzug auch noch gleich Kaori Kaneko positiv erwähnen, sie war für die letzten 3 Staffeln als Secondary tätig und ich finde, dass sie bei allen einige der besten Folgen und so gut wie keine der schlechtesten geschrieben hat. Ich würde sie gerne mal als Main Writer einer Serie sehen.
Meine Erwartungen an Zenkaiger sind ehrlich gesagt nahezu nicht existent, unabhängig davon, dass die Serie in relativ große Fußstapfen treten muss, klingt für mich praktisch alles was wir bisher über die Serie wissen nach einem Rezept zur absoluten Totalkatastrophe, von daher halte ich es für das beste, wenn ich vom schlimmsten Fall ausgehe und mich gegebenenfalls freue, wenn er doch nicht eintritt.